Keine Netzfahrkarten für Schöllkrippener Mittelschüler
Main-Echo Pressespiegel

Keine Netzfahrkarten für Schöllkrippener Mittelschüler

Wir kümmern uns: Eltern fordern Netzfahrkarten für das VAB-Gebiet wie bei Realschülern und Gymnasiasten
Schöllkrippen  Ei­ne Grup­pe El­tern aus Gei­sel­bach und Um­ge­bung be­klagt die gro­ße Fahr­kar­ten-Un­ge­rech­tig­keit zwi­schen Schü­l­ern der Mit­tel­schu­le Sc­höllkrip­pen und der Real­schu­len oder Gym­na­si­en im Land­kreis Aschaf­fen­burg. Wäh­rend die Mit­tel­schü­ler nur ei­ne St­re­cken­kar­te zwi­schen Wohn­ort und Schu­le be­kom­men, er­hal­ten Real­schü­ler und Gym­na­sias­ten VAB-Netz­kar­ten, heißt es in dem Sch­rei­ben an das Me­di­en­haus Main-Echo.

Diese Ungleichbehandlung sei den Mittelschülern sehr wohl bewusst, schreiben die Eltern. Gerade jetzt sei sie deutlich geworden, da die Mittelschüler ihre Fahrkarte zwei Monate lang als Neun-Euro-Ticket nutzen konnten. Sie müssten sich fragen, ob sie als Mittelschüler vielleicht weniger wert seien. Die Mittelschüler könnten sich mit ihrer regulären Fahrkarte nicht zu Projektarbeiten oder Freizeitaktivitäten mit Freunden und Mitschülern aus anderen Orten treffen.

Kathrin Kaiser etwa betrifft dies ganz massiv, da sie eine Tochter auf dem Spessart-Gymnasium in Alzenau und eine Tochter auf der Mittelschule Schöllkrippen hat. Diese Ungleichbehandlung sei ihren Töchtern nicht vermittelbar., sagt sie. Die große Tochter nutzt ihre VAB-Netzkarte für ihre komplette Freizeitgestaltung. Der kleinen Tochter sei dies alles verwehrt. Sie ist auf eine separate Einzelfahrkarte oder das Eltern-Taxi angewiesen.

Die Eltern betonen in ihrem Schreiben, eine VAB-Karte würde die Schüler selbstständiger machen und auch die Umwelt schonen, da viele Autofahrten durch das Eltern-Taxi vermieden würden. In Mömbris habe der Marktgemeinderat bereits im Jahr 2019 beschlossen, für alle Mittelschüler die Mehrkosten für VAB-Netzkarten zu übernehmen. Eine diesbezügliche Anfrage vom 20. Juli über die Wohnortgemeinde Geiselbach an den Mittelschulverband Schöllkrippen sei jedoch unbeantwortet geblieben.

Nach Mitteilung aus dem Aschaffenburger Landratsamt trägt der Landkreis nach dem Schulwegkostenfreiheitsgesetz die Sorge für den Schulweg bei den Realschulen und Gymnasien. Hierfür stellt der Landkreis den Schulkindern VAB-Karten zur Verfügung. Der Schulweg für die Mittelschulen - wie auch der Grundschulen - fällt laut dem Gesetz jedoch in die Zuständigkeit der Gemeinden. Ihr sei klar, sagt Kathrin Kaiser, dass die Finanzierung auf unterschiedliche Beinen stehe, trotzdem ändere dies nichts an der Tatsache, dass die Mittelschüler benachteiligt seien.

Harald Scherg, Rektor der Mittelschule, unterstützt "selbstverständlich ein bestmöglichstes Ticket für meine Schülerinnen und Schüler". Dies liege aber nicht in seinem Verantwortungsbereich, sondern in dem des Mittelschulverbands und der angeschlossenen Gemeinden.

Bereits am 27. April hat der Mittelschulverband Schöllkrippen über einen entsprechenden Antrag der Eltern beraten, berichtet der Verbandsvorsitzende, der Schöllkrippener Bürgermeister Marc Babo (CSU). Dabei wurde beschlossen, auf eine generelle Ausgabe von VAB-Netzkarten zu verzichten, denn dies gehe "über den gesetzlichen Beförderungsanspruch hinaus und ist seitens des Zuwendungsgebers nicht förderfähig".

Dieses Ergebnis sei der Gemeinde Geiselbach bereits am 22. Juni in einem Schreiben mitgeteilt worden, die die Eltern darüber informieren sollte, so Babo. Wie die Geiselbacher Bürgermeisterin Marianne Krohnen (CSU) am Telefon erklärte, habe sie die Information auch an die Eltern weitergegeben.

So besteht eine Beförderungspflicht lediglich zum Pflicht- und Wahlpflichtunterricht der nächstgelegenen Schule, jedoch nicht für außerschulische Partnerarbeit oder private Angelegenheiten. Es sei richtig, dass für die - damals im April - anstehenden Berufspraktika separate Fahrkarten gelöst werden müssten. Laut der Verwaltung sei dies jedoch für die Schüler zumutbar, zumal auf diese Weise eine gewisse Selbstständigkeit - wie von den Eltern angesprochen - gefördert werde.

Es könne zudem, so Babo weiter, nicht von einer generellen Ungleichbehandlung oder Ungerechtigkeit gesprochen werden, da es sich um eine andere Sachlage handele. Realschulen und Gymnasien hätten ein größeres Einzugsgebiet. Die Fahrtstrecke von Wohnort zum Schulort sei länger und zwangsläufig erweitere sich damit der Geltungsbereich der Fahrkarte. Die Ausgabe von einheitlichen VAB-Netzkarten an die berechtigten Schüler erfüllte daher die Haushaltsgrundsätze der Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit und sei förderfähig.

Nach Aussage von Bürgermeister Felix Wissel (unabhängig) hatte der Markt Mömbris früher ebenfalls einzelnen Schülern VAB-Netzkarten bezahlt, da dies billiger kam als eine Streckenkarte. Zum Zwecke der Gleichbehandlung wurde 2019 entschieden, dass man allen Schülern eine Netzkarte zur Verfügung stellt. Die Mehrkosten dafür hätten 545 Euro im Monat betragen.

Dagegen würden sich die Mehrkosten im Mittelschulverband Schöllkrippen laut Marc Babo auf rund 77.000 Euro belaufen, allerdings im Jahr. Dies liegt unter anderem daran, dass die Mittelschule in Schöllkrippen deutlich mehr Schüler hat.

12.08.2022
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